Caerulus
Ignis
Salandra

3 Monate später,
London
Duncan MacLeod stand im Haupthangar des Heathrow- Airport in London. Er
fahndete nach einem jungen Mann Anfang dreißig und einer blonden
Deutschen. Seit einigen Tagen erhielt er ständig neue Hinweise auf
dieses Pärchen.
Ganz Interpol suchte nach ihnen, in dem Glauben, der Mann sei ein gefürchteter
Bankräuber und Kunstdieb.
Nachdem Arnalda und Methos verschwunden waren, setzte Duncan alles daran
die beiden aufzuspüren. Der Highlander hatte sich in die "Top-Ten"
Liste des Amerikanischen FBI's eingehackt und das Bild eines Bankräubers
und Kunstdiebes durch Methos' Abbild ersetzt. Nebenbei hatte er dem FBI-Computer
noch einen kleinen Virus eingepflanzt. Erstens um ein wenig Verwirrung
zu stiften und zweitens um einige Daten (Fingerabdrücke, Zahnabdruck,
Bilder..., eben alle Informationen, die auf die wahre Identität MacLeods
hinweisen würden) über einen Mann, der ihm selbst verdammt ähnlich
sah zu ändern. Einige Tage zuvor hatte er dieses jämmerliche
Geschöpf eines Möchtegern- Agenten von seinem irdischen Dasein
erlöst und sich selbst zu dieser Person ernannt.
Niemand hatte seine Vertauschungsaktion bemerkt und man fahndete nun nach
dem meistgesuchten Verbrecher der Staaten weltweit. Duncan hatte der Akte
noch ein paar Schönheitskorrekturen verpaßt. Immerhin würde
jeder ehrenhafte Polizeibeamte mit gutem Gewissen auf einen Copkiller
schießen, denn auf einen einfachen Bankräuber.
Duncan hatte während der letzten drei Monate dafür gesorgt,
das man ihn als Verbindungsmann zwischen Interpol und dem FBI ansah, so
konnte er ungehindert an jegliche Informationen kommen, die zur Ergreifung
des Flüchtigen führen würden.
Anfangs versuchte Duncan, Methos alleine aufzuspüren. Aber nach einem
Monat ohne Hinweise gab er schließlich auf und machte sich die Behörden
zu nutze.
Innerhalb weniger Wochen meldeten sich hunderte Menschen, welchen glaubten,
den vermeintlichen Verbrecher gesehen zu haben.
Die Digitalanzeige seiner Uhr zegite 11:23Uhr, der Flug aus Bora Bora
würde jeden Augenblick auf der Ankunftstafel erscheinen, und damit
würde auch sein Freund auftauchen. Auf diesen Augenblick hatte Duncan
Monate gewartet und nun war es endlich so weit. In wenigen Sekunden würden
die ersten Passagiere durch die Gateway auf ihn zukommen und...
Das gutbekannte Gefühl eines Buzzes ließ Duncan noch aufmerksamer
die Passagiere beobachten. Er drängte sich durch die Richtung Terminal
strömenden Menschen hindurch und versuchte einen besseren Überblick
über die Ankommenden zu erhalten. Verwirrt drehte Duncan sich im
Kreis und versuchte den Urheber dieses Gefühles auszumachen.
Von hinten näherte sich eine in einen ledernen Handschuh gekleidete
Hand Duncans rechter Schulter. Duncan schien die Bewegung zu erahnen und
fuhr blitzschnell zu dem Angreifer herum.
Erleichterung machte sich in seinem Gesicht breit, als er den Mann erkannte.
Beide trugen den gleichen Namen. Duncan lächelte den Mann an und
schüttelte ihm die Hand.
"Connor!", rief er hocherfreut aus. "Warum hast du dich
die letzten Monate nicht bei mir gemeldet?", tadelte er seinen Clansbruder.
Connor lächelte gequält und suchte fieberhaft nach einer Ausrede.
Er konnte Duncan ja nicht erzählen, das er sich mit Methos und Arnalda
auf Bora Bora getroffen hatte. Die drei Unsterblichen hatten 12 Wochen
krampfhaft nach einer Lösung gesucht und nun waren sie in die Zivilisation
zurückgekehrt. Arnalda glaubte, einen Gegenzauber zu kennen, der
Methos von dem Fluch befreien würde und Duncan wieder normal denken
ließ.
"Nun, alter Freund", begann Connor langsam und schob Duncan
Richtung Flughafencafé, aus dem Passagierstrom heraus.
"Ich war...." Connors Blick schweifte zur Ankündigungstafel,
der Flug aus Kairo war zur gleichen Zeit angekommen, wie der aus Bora
Bora.
Connor schluckte schwer. Ihm schmeckte es nicht, seinen Bruder belügen
zu müssen. Aber würde er ihm die Wahrheit sagen, würde
er sofort Verdacht schöpfen und Methos und Arnalda konnten den Flughafen
nicht ungehindert verlassen.
"Ich war die letzten drei Monate in Kairo. Ausgrabungen und neue
Stücke für mein Antiquitätengeschäft zwangen mich,
sofort abzureisen."
Duncan sah seinen Freund mißtrauisch an, musterte ihn von oben bis
unten. Connors Herz begann zu rasen, wenn Duncan ihm seine Geschichte
nicht abkaufen würde, wäre alles verloren.
Die Sekunden dehnten sich schier endlos, plötzlich hellten sich Duncans
Züge auf und er lächelte seinen Bruder freundlich an. "Und,
was gab es so interessantes in Ägypten.?"
Connor atmete erleichtert auf. "Nun, die Parmer-Ausgrabung hat neue
Erkenntnisse über den plötzlichen Einfall der Hyksos 1650 vor
Christus erlangt: Sie sind nicht auf Grund der allgemeinen indogermanischen
Völkerverschiebung nach Ägypten gelangt, sondern wollten den
Reichtum und die Schätze des Nildeltas ausplündern, mit der
Stärke ihrer neuen Kampftechniken...."
Duncan brachte Connor mit einer schroffen, kurzgehaltenen Handbewegung
von oben nach unten zum Schweigen. "Ich hasse dieses Geplänkel
von alten vergangenen Zeiten. Laß uns einen Kaffee trinken, ich
muß nachher noch arbeiten."
Interessiert starrte Connor ihn an. "Oh, als was arbeitest du denn?"
Grimmig setzte sich Duncan auf einen Barhocker. "Ich bin jetzt Verbindungsmann
zwischen Interpol und dem FBI."
Connor spielte den Unwissenden, denn eigentlich war ihm Duncans Karriere
in den letzten drei Monaten nicht unbekannt. Er hatte ihn beobachtet und
versuchte ihm soviele Steine wie möglich in den Weg zu legen. "Wie
bist du denn an den Job geraten?"
Eigentlich hatte Duncan gar keine Zeit für Connor. Widerwillig antwortete
er ihm. "Nun, ich suche einen Verbrecher. Aber entschuldige mich,
ich muß arbeiten." Damit erhob sich Duncan von seinem Sitzplatz
und wollte zielstrebig in die Menge spazieren, aber er wurde von Connor
daran gehindert. "Warte, was ist mit meinem Kaffee?"
Duncan lächelte und drehte sich wieder zu Connor, gerade noch rechtzeitig
um nicht Arnalda und Methos zu erblicken, die zügig, aber nicht zu
schnell, in Richtung Ausgang gingen.
"Nun, mein Freund", meinte Duncan abwehrend. "Ich kann
heute nicht. Wir werden uns ein anderes Mal treffen.", sagte er,
schüttelte Connors Griff ab und wandte sich wieder der Menge zu,
welche aus den vielen Gateways in Richtung Ausgang strömte.
Da er nun aber mit dem Rücken zum Ausgang stand, konnte er unmöglich
Methos und Arnalda erkennen, welche durch die große Drehtür
das Flughafengebäude verließen, nach einem Taxi winkten und
mit quietschenden Reifen davonbrausten.
30 Minuten später, irgndwo in der Londoner Innenstadt in einem kleinen
Café in der Fußgängerzone
"Hyksos!", lachte Methos und klopfte sich auf die Oberschenkel,
"Daß ich nicht lache! Ich war dabei, als sie in Ägypten
einfielen und das weiß Duncan, Er kennt die ganze Geschichte und
hat sie sich mindestens einhundert Mal anhören müssen, von mir.
Ist dir nichts besseres eingefallen?"
Connor lächelte zaghaft. "Nun, wenn du mir die Geschichte die
letzten drei Monate nicht andauernd erzählt hättest, wäre
mir wahrscheinlich etwas besseres zu Kairo eingefallen."
"Es ist nun mal eine schöne Geschichte, wie ich 1650 vor Christus
nach Memphis wanderte und dabei dem Heer des jungen Pharao über den
Weg gelaufen bin. Nun, man kann es wohl kaum ein Heer nennen, denn es
bestand hauptsächlich aus Bauern und Kindern, nur die Leibgarde des
Pharaos trug Rüstungen. Sie zwangen mich, mit ihnen gegen die Hyksos
zu kämpfen, die sich ihrer Hauptstadt bemächtigt hatten, nur
war ich wenige Tage zuvor glimpflich einer Enthauptung durch dieselben
entgangen und hatte nicht besondere Lust mich wieder in diese Stadt, vor
fünfzig Jahren noch so wundervoll und gigantisch, aber nun ein stinkendes
Drecknest, zu begeben..."
Connor stöhnte laut auf. "Ja, ja. Ich kenne diese Geschichte.
Mehr als einmal hast du sie mir in allen Ausführungen und Varianten
erzählt. Was treibt dich denn dazu, so an dieser Story festzukleben?"
Methos' Grinsen verflog. "Ich habe dort jemanden kennengelernt, den
ich vor einigen Monaten töten mußte. Duncan und ich hatten
sehr viel Spaß, obwohl es eine ernst zunehmende und gefährliche
Angelegenheit war, schafften wir es schließlich mit vereinten Kräften,
ihn zu vernichten."
Der alte Mann wurde in seinen Ausschweifungen von einer jungen Frau unterbrochen,
die an ihren Tisch kam und ein paar Getränke abstellte. Hinter ihr
erschien dann Arnalda mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen.
"Ich habe eine Suite für uns gebucht. Wenn ihr wollt, können
wir sofort ins Hotel fahren und weiterarbeiten." Anscheinend gefiel
ihr die Zivilisation doch besser als ihr Palmwedelbungalow auf Bora Bora.
"Nein, Kleines", begann Methos und zeigte auf den freien Stuhl
zwischen ihm und Connor, "erst werden wir etwas essen, sonst sterbe
ich vor Hunger."
Arnalda grinste und setzte sich. "Nun gut, wie du meinst. Essen wir."
"Ich will euch ja nicht stören", meinte Connor, "aber
Duncan ist hier in der Stadt. Wir sollten entweder schnell verschwinden
oder etwas unternehmen. Er hat gesagt, er sucht nach einem Verbrecher,
ich glaube, er meint dich, mein alter Freund."
Methos grinste, ihm gefiel diese Bezeichnung. "Wir werden gleich
ins Hotel fahren, laß uns nur noch einen kleinen Happen essen."
Arnalda stimmte Methos schnell zu, als sie die Backed Potatos erblickte,
welche die Kellnerin vor ihr abstellte. "Soetwas Feines kann man
doch nicht verkommen lassen, oder?"
Sie blickte Connor erwartungsvoll an.
Dieser schüttelte nachdenklich den Kopf, lächelte und griff
sich etwas von ihrem Teller. "Wirklich nicht schlecht, aber beeilt
euch."
Als sie geendet hatten, bezahlte Connor und sie begaben sich nach draußen
in das Nachmittagsgetümmel der Londoner Fußgängerzone.
Gemütlich schlenderten sie einige Minuten die Oxford Street entlang.
Arnalda fiel zurück und schaute sich immerwieder die bunten und prächtig
geschmückten Schaufenster an. Sie beklagte sich über ihre beiden
Begleiter, welche anscheinend nicht die geringste Lust verspürten,
ihren Wünschen, sie mögen doch einige Geschäfte näher
ansehen, nachzukommen.
Sie hatte sich gerade genug beschwert als sie sich trotzig vor einem Elektronikgeschäft
postierte und sich weigerte, nicht eher weiterzugehen, wenn sie nicht
endlich in ein Bekleidungsgeschäft gehen würden.
Methos und Connor stöhnten laut auf, drehten sich beinahe gleichzeitig
zu ihr um, schauten sich gegenseitig an, zuckten die Schultern und kamen
auf sie zu. Arnalda grinste zufrieden. Sie drehte sich um und wollte zum
letzten Bekleidungsgeschäft zurückschlendern, als ihr der Nachrichtensprecher
im TV-Gerät, welches im Schaufenster des Elektrogeschäftes postiert
war, auffiel. Er redete über einen flüchtigen Verbrecher und
seine Begleitern.
Plötzlich erschien ein Foto des Flüchtigen auf dem Bildschirm.
Arnalda erschrak als sie Methos erkannte. Kurz darauf folgte eine zweite
Fotografie von ihr selbst. Sie rief hastig nach Connor und ADAM.
Die beiden Männer staunten nicht schlecht, als sie sie erreicht hatten.
"Was sollen wir nun tun?", fragte Connor. "Jeder, der in
den letzten Tagen auch nur ein bisschen ferngesehen hat, wird euch beide
erkennen ."
Arnalda starrte ihn vorwurfsvoll an. "Ich bin ja wohl nicht gerade
gut auf diesem Bild zu erkennen."
"Jaja!", meinte Methos hastig, "am besten wir ziehen uns
in die gebuchte Suite zurück, und lassen Connor Einkäufe und
so weiter erledigen."
Arnalda und der Angesprochene nickten zustimmend.
Connor drängte aber zur Eile. "Los, laßt uns von der Straße
verschwinden."
sagte er hastig und drängte Methos und Arnalda in eine Boutique,
wo er schnell eine Baseballkappe aussuchte, sie bezahlte und diese Methos
auf den Kopf setzte. "So, damit wird dich keiner so schnell erkennen.
Und nun ab ins Hotel.", sagte er und stieß beide unsanft aus
dem Laden. Wenige Minuten später saßen die drei in einem Taxi
und fuhren ins Hotel. Sie wollten die öffentlichen Verkehrsmittel
meiden, denn so würden mehr Menschen sie zu Gesicht bekommen, als
unbedingt nötig.
Connor schob Methos und Arnalda hastig aus dem Taxi und gebot ihnen, den
Hintereingang des Gebäudes zu benutzen und vor der Suite auf ihn
zu warten, "Ich werde uns anmelden, geht schon vor und laßt
euch nicht erwischen."
Methos griff nach Arnaldas Arm und murrte einige für Connor unverständliche
Worte, die wie "Muß er uns so rumkommandieren?!", klangen,
bevor er sie zum Dienstboteneingang schob. Arnalda grinste vor sich hin,
hoffte das Connor die Worte nicht gehört hatte und streifte sich
Methos Griff vom Arm. Sie drehte sich noch einmal zu Connor um, warf ihm
ein verführerisches Lächeln zu und verschwand dann, von Methos
gefolgt, im Dienstboteneingang.
Arnalda und Methos wanderten durch die Küche, suchten den Eingang
zum Treppenhaus und verschwanden, als sie die schwere Eisentür gefunden
hatten, in demselben.
Wenige Minuten später hatten sie auch schon keuchend und schnaubend
das obere Stockwerk des Hotels erreicht, wo sie Connor schon grinsend
in Empfang nahm.
"Und das in meinen Alter!", stöhnte Methos und hielt sich
mit wackeligen Knien am Treppengeländer fest.
"Das wurde ja auch langsam Zeit, ich warte hier schon seit einer
halben Stunde auf euch.", sagte Connor anklagend.
"Entschuldige!", geiferte Arnalda in gespielten Ärger.
"Aber ich kann doch nicht in einem Affentempo hier hoch flitzen und
diesen alten Menschen alleine in diesem riesigen und unüberschaubaren
Treppenhaus lassen!" Sie lachte fröhlich und stieg die letzten
Stufen nach oben. "So viele Abzweigungen und Kreuzwege, zu viel für
sein zartes Alter!"
Methos stöhnte. "Ja, ja. Macht euch nur über mich lustig.
Ihr jungen Halsabschneider." Er schleppte sich langsam die Treppe
empor und schlurfte an Connor vorbei. "Und wo ist jetzt bitte unsere
Suite?! Wenn ich mich schon hier hoch schleppe, kann ich doch erwarten,
das ein kühles Bier auf mich wartet."
Connor lächelte. "Gleich dort hinter dieser Ecke. Vielleicht
haben die aufmerksamen Dienstleute auch schon einige Bierflaschen in der
Bar hinterlegt."
Wenige Stunden harte Arbeit, drei Pizzen und einige Bierflaschen
später, im Hotel
"Also, wenn ihr mich
fragt, könnte Arnaldas Plan funktionieren.", stöhnte Connor
und ließ sich in den Sessel fallen.
Methos nickte. "Es könnte funktionieren. Wir brauchen nur noch
Duncan." Methos sah konzentriert auf Arnaldas Unterlagen in Griechisch
und Latein. Er nickte. "Ja, es könnte sogar mit großer
Wahrscheinlichkeit funktionieren. Wir müssen uns nur nach Paris,
in das alte Kloster begeben und dort die Situation so weit wie möglich
rekonstruieren, dann hätten wir eine ..."
Aranalda schüttelte den Kopf. "Eine Rekonstruktion wird nicht
nötig sein. Der Ort reicht schon aus, um dem Gegenzauber genug Wirkung
zu verleihen, wir brauchen heiliges Feuer, darüber sollten wir uns
Sorgen machen."
Connor hob fragend die Augenbrauen. "Heiliges Feuer?"
Arnalda nickte. "Das Feuer von damals war blau, es war satanisches
Feuer, der Gegenzauber verlangt heiliges Feuer, so steht es hier."
Sie zeigte auf eine Stelle in einer handgeschriebenen Schriftrolle, es
war Griechisch.
Methos nickte konzentriert auf die Buchstaben starrend.
"Ja. Aber wo bekommen wir ein solches Feuer her?!"
Arnalda und Connor zuckten mit den Schultern.
"Du bist hier der älteste!", sagte sie schnippisch. "Sag
du es uns."
Methos funkelte sie zornig an. "Bin ich Jesus?", fragte er gereizt.
Arnalda schüttelte den Kopf. "Der könnte uns vielleicht
weiterhelfen." Der älteste Unsterbliche konnte sich ein Lächeln
nicht verkneifen, sein Zorn verflog und er konzentrierte sich wieder auf
die zu beantwortenden Frage. "Können wir auch heidnische Flammen
verwenden, anstatt unbedingt göttliches Feuer?"
Arnalda schüttelte den Kopf. "Methos, dieser Zauber ist weder
christlich noch teuflisch....." Sie nahm einen kräftigen Zug
aus ihrer Flasche und stöhnte. "Er ist indisch."
"Was?!", riefen Methos und Connor fast gleichzeitig aus.
Arnalda nickte. "Ja, in der indischen Mythologie ist das Feuer heilig.
Es ist das Symbol für Zerstörung, also deinen Tod, und Verwandlung,
Duncans Verwandlung. Ich habe damals einen griechischen Zauber mit diesem
Feuer gekoppelt. Ich hatte nicht im Traum daran gedacht, den Zauber irgendwann
lösen zu müssen, geschweige denn ihn überhaupt zu verwenden
. Ich hatte deinen Dickschädel einfach nicht mit einkalkuliert."
Sie setzte die Flasche erneut an. "Aber durch die Erzeugung desselben
Feuers und eben einem entgegengesetzten Zauberspruch müßte
er eigentlich zu lösen sein. Hoffe ich." Arnalda seufzte. "Es
tut mir leid."
Methos nickte zornig. "Ja, aber das bringt uns auch nicht weiter.
Trotzdem, einen Versuch ist's wert. Wo kriegen wir also ein solches Feuer
her?!"
Arnalda seufzte. "Wir stellen es selber her oder ich klaue es nachher
aus einem alten Tempel, gleich hier in der Nähe. Dann brauchen wir
nur noch ein wenig Fingerspitzengefühl und eine Nataraja-oder Shiva-Statue,
wir benutzen dann das Gelände eines alten Tempels außerhalb
der Stadt."
Connor lächelte. "Also gut, an die Arbeit. Aber eins verstehe
ich nicht, Arnalda. Wieso hast du uns das nicht früher gesagt?"
Arnalda schüttelte niedergeschlagen und von Schuldgefühlen gequält
den Kopf. "Ich hatte es vergessen, einfach vergessen. Könnt
ihr euch das vorstellen?!"
Methos nickte verständnisvoll, aber doch gereizt, da Arnalda ihm
schlußendlich diesen Schlamassel eingebrockt hatte. "Ja."
Connor jedoch schüttelte wütend den Kopf. "Es geht um Leben
und Tod und du vergißt mal ebenso ein paar unwichtige Kleinigkeiten.
Nein, ich kann mir das nicht vorstellen!", schrie er sie an.
Arnalda zuckte zusammen, faßte sich aber einige Sekunden später
wieder und starrte Connor fest in die Augen. "Du hast doch gar keine
Ahnung! Wir sind alt. Alte Menschen vergessen und ich führe nun mal
kein Tagebuch. Ich kann mit nicht alles merken und verdränge auch
manche Ereignisse, die mich schwer trafen, aus meinen Gedächtnis.
Glaub' mir oder nicht. Wir haben jetzt ein Feuer herzustellen und einen
Zauber zu lösen, keine Zeit für Streitereien. Können wir
gehen?"
Arnalda war aufgestanden und hatte Connor felsenfest in die Augen geblickt.
Dieser senkte schuldbewußt den Blick. "Es tut mir leid, ich
bin einfach nur nervös, verdammt nervös. Duncan ist hier in
der Stadt und mit großer Wahrscheinlichkeit wird er uns finden.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie er mich angesehen hat...",
Connor starrte irgendeinen Punkt hinter Methos an. "Ihr könnt
euch diesen Blick einfach nicht vorstellen.", wiederholte er immer
und immer wieder, bis Methos ihn mürrisch schnaubend unterbrach.
"Lass es gut sein!", knurrte er. "Wir werden es schon schaffen,
irgendwie. ...Stimmt's, Arnalda?", er blickte sie hilfesuchend an.
Die Germanin nickte zaghaft, aber zu unentschlossen, um Connor wirklich
zu überzeugen. "Wir müssen."
Gesagt, getan. Wenige Minuten nach dieser kleinen Auseinandersetzung hatten
sie ihre Unterlagen, die hauptsächlich aus Schriftrollen und alte
in Leder eingebundene Bücher bestanden, zusammengepackt und machten
sich auf den Weg.
Arnalda und Connor gingen voran und waren schon zur Tür hinaus, als
Methos bemerkte, das er eine viel zu wichtige Sache vergessen hatte: Ein
unterschwelliges, aber nach Aufmerksamkeit verlangendes Bedürfnis
machte sich bemerkbar. "Leute, ich muß noch mal wohin, geht
ruhig schon vor!", rief er Arnalda und Connor zu, die bereits aus
der Suite getreten waren. Er legte seine Unterlagen auf den mit Teppichboden
ausgelegten Fußboden, ehe er noch im Aufstehen eine galante Drehung
vollführend nach dem Schlüssel fummelte, zurück in die
Suite stürmteund hinter der Eingangstür verschwand. Arnalda
und Connor hörten noch eine zweite Tür zuknallen, ehe sie registriert
hatten, das Methos überhaupt verschwunden war.
Beide zuckten die Schultern, gingen zurück zur Tür, sammelten
Methos Unterlagen ein, und setzten sich vor die Tür, um auf ihren
Freund zu warten.
Wenige Minuten vergingen, als der Fahrstuhl mürrisch pingte und die
Türen sich öffneten. Arnalda und Connor schauten sich an und
blickten dann gemeinsam zum Fahrstuhl, als sie ein wohlbekanntes Gefühl
zusammenfahren ließ. ER war hier, bestimmt war ER es.
Die Freunde standen eilig auf und verschwanden hinter einer Ecke, doch
Connor schaffte es nicht mehr rechtzeitig, um dem Blick seines Clanbruders
zu entgehen. "Bleib stehen, Connor!" rief ein tiefer Bariton,
und Connors Erkenntnis, wer der nächtliche Besucher war, ließ
ihn herumfahren. Er setzte ein unsicheres Lächeln auf, rückte
die Bücher zurecht und ging zielstrebig, eine Hand ausstreckend,
auf Duncan zu. Angriff ist die beste Verteidigung!, schoß es ihm
durch den Kopf. Doch die Lust zu einem Kampf mit Duncan, womöglich
auf Leben und Tod, war ihm in den letzten Sekunden gründlichst vergangen.
Jetzt wollte er nur noch so weit wie möglich weg von ihm, Arnalda
und Methos, der Unheil geradezu magisch anzuziehen schien. Connor stöhnte
müde auf und versuchte wnigstens ein bisschen freundlich überrascht
zu wirken.
"Duncan!", rief er scheinbar hocherfreut aus. "Was treibt
dich denn zu dieser späten Stunde hierher?"
Duncan blickte angewidert auf Conors angebotene Hand, doch erwiderte den
Gruß nicht. Er ignorierte sie einfach. "Nun, ich wollte dich
sehen.", sagte er gedehnt.
"Oh!", Connor zog seine Hand eifrig wieder ein, als er Duncans
Unwillen bemerkte. "Und wie kann ich dir dienen?" Bitte nicht!,
flehte er.
Duncan sah sich mißtrauisch um. "Ich mußte vermuten,
das du einen flüchtigen Verbrecher versteckst, also habe ich dich
verwanzt und dich außerdem observieren lassen. Connor, Connor, Connor,
was meine Leute herausgefunden haben, gefällt mir ganz und gar nicht."
Connor stockte. "Du hast was getan? Sag mal, spinnst du? Ich bin
doch nicht irgendein dahergelaufener Krimineller, den du Tag und Nacht
überwachen lassen kannst. Ich bin dein erster Lehrer und außerdem
ein guter Freund von dir!"
Duncan nickte. "Und zu deinem eigenen Schutz habe ich die Agenten
auf dich angesetzt. Dieser Mann und die Frau sind sehr gefährlich
und ich möchte nicht, das dir irgendetwas zustößt."
Connor schoß einige zornige Blicke auf seinen Ex- Schüler ab.
"Ich kann ganz gut selber auf mich aufpassen. Und außerdem:
Was geht's dich an?!"
Duncans Lächeln gefror. "Ich arbeite jetzt für den Staat,
also gehen mich die Angelegenheiten der Bürger sehr wohl etwas an.
Mach Platz, Connor, ich habe den Auftrag, diese Suite zu durchsuchen."
Connor erstarrte. Er konnte ihn unmöglich da hinein lassen, dann
würde er Methos finden und alles wäre umsonst gewesen, einfach
alles. "Du kannst da nicht rein!", schleuderte er Duncan entgegen.
"Wieso nicht?" Ein zufriedenes Grinsen machte sich auf Duncans
Zügen breit. "Weil du dort ein flüchtiges Verbrecherpärchen
versteckst?"
Duncan scheint seine eigenen Täuschung schon fast selber zu glauben,
dachte Connor. So verwirrt kann er doch gar nicht sein. "Weil, weil,
weil gerade die Putze saubermacht, sie aber mit dem Oberkellner aus dem
Restaurant reingegangen sind und ich nicht glaube, daß sie gestört
werden wollen." Na super, du Knilch, das ist die beste Ausrede, die
dir je eingefallen ist.
Duncan starrte Connor erst entgeistert, dann belustigt an, ehe er in lautes
Gelächter ausbrach. "Das ist der blödeste Grund, den ich
je gehört habe. Ich gehe da jetzt rein, basta." Und er marschierte
schnurstracks auf die Tür zu, griff den Knauf und versuchte sie zu
öffnen.
Jedoch wurde er von einer kalten, stählernen Klinge an seinem Hals
davon abgehalten. Duncan drehte ganz langsam den Kopf nach rechts und
verfing sich in Arnaldas zornigem Blick, die zwar kleiner war als er selbst,
aber ihr Schwert mit unbändigem Nachdruck gegen seinen Hals preßte.
"Na wen haben wir denn da? Wenn das nicht die Verbrecherbraut höchstpersönlich
und in voller Lebensgröße ist?", frotzelte Duncan übermäßig
laut.
Arnalda schoß ein paar giftgeladene Blicke auf ihn ab, ehe sie die
Klinge etwas stärker an seinen Hals preßte.
"Wenn du es wagen solltest, Highlander, diese Tür zu öffnen..."
"Ja?! Was dann?! Willst du mir mit deinen Zahnstocher den Kopf abschlagen?",
höhnte Duncan unsicher werdend.
"...dann wirst du morgen früh echte Probleme haben, dir die
Zähne zu putzen." Arnalda setzte ein eiskaltes Lächeln
auf.
"Das bezweifle ich!", zischte Duncan, wirbelte herum, zog sein
Schwert und preßte es seinerseits an Arnaldas Hals.
Arnalda konnte ihren Augen einfach nicht trauen, so schnell hatte Duncan
sie in seiner tödlichen Umarmung und preßte ihr sein Schwert
an den Hals. "Na, wer wird morgen Probleme bei der Zahnpflege haben?",
grinste er.
Wenige Augenblicke zuvor im Inneren der Suite
Ein entspanntes und zufriedenes Lächeln machte sich auf Methos' Zügen
breit, als er die Überreste seines Mittagessens in den Abfluß
und die Kanalisation Londons hinabspülte. Er schnaufte beschwingt
auf, wusch sich die Hände und ging fröhlich trällernd aus
dem Bad. Heute, oder besser, morgen früh, würden sie versuchen
das Feuer herzustellen und konnten somit den Fluch lösen. Diese Hetzjagd
dauerte schon viel zu lange an.
Dann ging er an die Minibar, schenkte sich einen Whiskey ein und stürzte
ihn eilig hinunter. Mühsam betrachtete er das verstaubte Etikette
der Flasche. Ausgerechnet schottischer!, er stöhnte laut auf und
verstaute die Flasche wieder im Schrank.
Er sah sich nochmals im Zimmer um, ehe er sich auf den Weg zur Tür
machte. Puh, das wird eine anstrengende Nacht werden, dachte er bei sich,
ehe ihn ein gräßlicher, dreifacher Buzz durchfuhr. Das konnte
doch nicht war sein! MacLeod war hier. Natürlich war Mac hier!, schallte
er sich selber. Nur diesmal zu zweit.
Methos zog sein Schwert und schlich auf leisen Sohlen zur Eingangstür.
Von dort vernahm er Stimmen, dann wurde es gespenstisch still.
Ehe sich Methos entschloß in das Geschehen dort draußen einzugreifen,
wählte er noch schnell eine allseits bekannte Nummer.
"Rufen Sie bitte sofort die Polizei, einer ihrer Kollegen spielt
Samurai im oberstenStockwerk.", sagte methos zu dem Portier und hängte
auf, ohne auf die Antwort seines Gesprächspartners zu warten.
Duncan, Arnalda und Connor starrten sich wortlos an. Die Luft schien vor
Spannung zu knistern, keiner sagte etwas. Die Blicke wanderten frostig
hin und her. Wobei sich Duncan und Arnalda nicht so gut anstarren konnten.
Sie beließen es bei einem stummen Kampf, ein Rucken und ein Stoßen,
mit dem sie verzweifelt versuchte, sich aus Duncans Umklammerung zu lösen.
Und dieser seinerseits versuchte Arnalda mittels einiger Stöße
zur Ruhe zu bringen, was ihm aber nicht gelang, denn die sehnige Germanin
wehrte sich nach allen Kräften, die unfreiwillige Geiseln nun mal
aufbringen um ihren Peinigern zu entkommen.
Plötzlich sprang die Tür der Suite auf und schlug Duncan heftig
in den Rücken. Angesichts dieses unerwarteten Vorfalls war Duncans
Aufmerksamkeit für einige Sekunden wie weggeblasen und genau diese
Sekunden der Unachtsamkeit nutze Arnalda, um sich flink aus Duncans Griff
zu winden und hinüber zu Connor zu springen.
Der Highlander schnaubte verärgert und fixierte die ehemalige Bischöfin
zornig. Diese lächelte ihn eiskalt an. "War wohl nichts, Kleiner."
Plötzlich drehten sich die Unsterblichen in Anbetracht des unheimlichen
Buzzes, der sie durchfuhr, zur Tür. Dieses Gefühl verursachte
nur ein einziger Unsterblicher, und zwar ein verdammt alter: Methos. Er
stand mit tief in den Höhlen liegenden Augen in der Eingangstür
der Suite Nr. 13 und fixierte Duncan haßerfüllt.
Der Highlander staunte nicht schlecht, als Methos sein Schwert erhob und
es auf ihn gerichtet hielt "Wirst du verschwinden oder müssen
wir zu dritt auf dich losgehen, Highlander?"
In den Augen des Angesprochenen loderte das Blaue Feuer auf, ehe jeder
vernünftige Gedanke aus seinem Gehirn verschwand und er zu dem willenlosen
Werkzeug des Zaubers wurde. Duncan, besser gesagt, das was noch von ihm
übrig war, um das Schwert zu halten, knurrte herablassend und stürzte
sich ohne Vorwarnung auf Methos.
Der älteste Unsterbliche schrie erschrocken auf und hechtete zur
Seite, ehe Duncans Schwert ihn erreichen konnte. Es verkeilte sich hingegen
in dem Holzverschlag der doppelten Tür. Duncan zischte verärgert
und zerrte mit roher Gewalt an seinem Schwert. Diese wenigen Augenblicke
nutze Methos, um sich in eine günstige Kampfposition zu bringen und
den anderen beiden, die staunend zu sahen, zu signlisieren, daß
sie sich aus dem Staub machen sollten. Arnalda schüttelte widerwillig
den Kopf, doch Connor griff ihre Hand und zog sie außer Duncans
Reichweite. Als sie sich hinter einer Wand befanden, flüsterte er
ihr ins Ohr: "Wir werden Duncan mit dieser Pistole außer Gefecht
setzten, und dann schleunigst verschwinden."
Anralda starrte auf den Revolver, welchen Connor ihr hinhielt. Sie nahm
ihn zögerlich und blickte ihn fragend an.
Connor stöhnte. "Erschieß Duncan!", zischte er. Arnalda
zuckte mit den Schultern, richtete sich auf und zielte auf Duncan. Diese
Unterfangen erwies sich jedoch schwieriger als es zu Anfangs erschien,
denn Duncan und Methos waren mittlerweile in einen heftigen Schwertkampf
vertieft. Dieses ständige Hin- und Hergehoppse, die Finten und das
Auf und Nieder der beiden Kämpfenden erschwerten Arnaldas Zielversuche
erheblich. Trotzdem schien sie nach schier endlosen Sekunden in einer
günstigen Position zu sein und drückte ab.
Die beiden Kämpfenden erstarrten verwirrt angesichts des lauten Geräusches.
Plötzlich verspürte Methos ein mächtiges Ziehen in der
Lunge und stürzte zu Boden. Diese Dilettanten haben es vermasselt!,
schoß es ihm durch den Kopf, ehe er in eine schmerzlose Ohnmacht
versank.
Der Highlander lächelte bösartig, als er Methos zu Boden stürzen
sah. Diese beiden Möchtegerngauner hatten ihm einen großen
Dienst erwiesen. Er erhob sein Schwert und ließ es auf den Hals
des ältesten Unsterblichen niedersausen.
"NEIN!", schrie eine weibliche, befehlsgewohnte Stimme. Duncan
drehte sich um und suchte nach der Quelle des störenden Geräusches.
"MacLeod! Wir verhören unsere Gefangenen bevor wir das Urteil
vollstrecken. Wir sind hier nicht in den Staaten!", zeterte die Brünette
drauf los. Sie stolzierte auf den verdutz dreinblickenden Highlander zu,
riss ihm das Schwert aus der Hand und versetzte ihm eine gewaltige Ohrfeige.
"Sind Sie denn völlig übergeschnappt?"
Duncan brabbelte irgendwelche unverständlichen Worte, ehe er langsam
wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. "Das ist alles ... das
ist alles ganz anders als Sie denken, Marjie.", stotterte er unbeholfen.
Die Brünette spießte ihn mit einigen zornigen Blicken auf.
"Natürlich!", schnaubte sie verächtlich. "Es
ist immer alles anders, als man denkt."
Arnalda und Connor stießen vor Erleichterung die Luft aus, als sie
die junge Brünette sahen, welche Duncan so galant aus der Fassung
gebracht hatte. Aber nun war es Zeit zu verschwinden, ehe Verstärkung
auftauchte, denn eine junge Polizistin ging sicherlich nicht ohne Spezialkommando
in die Höhle des Löwen. Und da traf es auch schon ein. Aus dem
Fahrstuhl strömten gut fünf schwerbewaffnete SWAT's. Die Beamten
umstellten Methos und richteten ihre Waffen auf den offensichtlich Toten.
Die Brünette nutze diese Auszeit um Duncan das Schwert zu entreißen,
es unter ihrem Mantel zu verstecken und ihn weiter zurecht zu weisen.
Ein Polizist mit einem Schwert?! Soetwas Absurdes, sagteDer Highlander
starrte sie immer noch verblüfft an, nickte und schüttelte den
Kopf wie ein schuldbewußtes Kleinkind.
Ein plötzliches Zucken schoß durch den Körper des auf
dem Boden liegenden Unsterbliche, sein Brustkorb blähte sich unter
dem Druck der hereinströmenden Atemluft auf und er begann zu keuchen,
zu würgen und zu husten. Methos schoß nach oben und verhedderte
sich augenblicklich in den fünf Gewehrläufen, die auf ihn gerichtet
waren.
Methos rieb sich verwirrt die Augen. Dann wanderte sein Blick zu den Polizisten
die ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten. Methos stieß einen erstickten
Schrei aus, faßte sich und knurrte: "So viel zum Thema Timing."
Einer der SWAT's zerrte ihn unsanft auf die Beine, stieß ihn gegen
die Wand und legte ihm Handschellen an. Nachdem er den ältesten Unsterblichen
durchsucht hatte, hatte sich auf dem Boden ein kleiner Haufen aller möglicher
Todesinstrumente angesammelt, mit denen man vermutlich eine kleine Armee
ausstatten konnte.
"Welchen Krieg wollten Sie denn hiermit beginnen?", fragte die
Brünette an Mr. Pierson gerichtet. Sie hatte sich, als Methos aufgewacht
war, von ihrem Opfer abgewandt und interessiert der Durchsuchung des Gefangenen
beigewohnt.
Mr. Pierson zuckte mit den Schultern. "Nur zur reinen Selbstverteidigung
gegen übereifrige Bullen." Er funkelte Duncan zornig an und
wandte sich dann wieder an die Kommissarin Smith, wie sie sich inzwischen
vorgestellt hatte, als sie ihm seine Rechte vorgetragen hatte. Als ob
er je von ihnen Gebrauch machen würde, wenn dieser blutrünstige
und nach Gewitter dürstende Kerl in seiner Nähe wäre.
"Wir tun hier nur unseren Job, Mr. Pierson.", sagte sie gedehnt.
"Menschen wie Sie dingfest zu machen."
"Pah!", stieß Methos wütend hervor. Irgendwie würde
er schon aus dieser Situation herauskommen. "Dieser Kerl wollte mich
umbringen und Sie sind noch nicht einmal in der Lage, ihren Job vernünftig
zu erledigen, oder sollen Sie nur Leichen beim Richter abliefern!",
beschimpfte er die Polizistin, seinen Blick immer noch auf Duncan gerichtet,
der wie ein nasser Pudel blickend müde dastand. Das Feuer in seinen
Augen war erloschen und er schien fast im Stehen zu schlafen. Interessant.
Methos murrte die SWAT's an, als die Brünette Smith ihnen befahl,
den Gefangenen abzuführen. Als ob er sich von diesen Kindern abführen
ließe, er würde ihnen schon beibringen, einem Mann in seinem
Alter, den gebührenden Respekt entgegenzubringen.
Die Brünette wandte sich nun wieder an den unfähigsten Agenten,
der ihr je über den Weg gelaufen ist. Aber niedlich ist er schon,
schallte eine Stimme in ihrem Kopf und sie mußte unwillkürlich
lächeln.
"Duncan.", begann sie gedehnt und faßte ihn bei den Schultern.
"Was ist denn mit Ihnen los? Wo ist denn der geniale Fahnder in Ihnen
geblieben?" Über genial ließ sich streiten.
MacLeod hob zaghaft den Kopf und blickte ihr in die braunen Augen. Er
zuckte gleichgültig mit den Achseln.
"Wie kamen Sie denn darauf, mit dem Schwert auf ihn loszugehen?"
Der Highlander zuckte wieder mit den Schultern.
"Ich sehe schon.", stöhnte sie, "Sie sind eindeutig
überarbeitet. Die ganze Hetzjagd nach diesem selbstgefälligen
Kerl hat Sie einfach zu sehr mitgenommen. Sie waren die ganzen Monate
wie versessen darauf, ihn endlich zu bekommen, haben geschuftet und sich
kaum Schlaf gegönnt. Und jetzt wo wir ihn haben, ist die Müdigkeit
der letzten Wochen über Ihnen zusammengebrochen. Stimmt's?"
Duncan nickte abwesend.
"Okay, ich denke, das mit dem Schwert wird nie wieder passieren?"
Wieder nickte er. "Könnte ich es jetzt vielleicht wiederbekommen?"
Die Brünette zuckte mit den Achseln. "Erst müssen wir untersuchen,
ob diese Kratzspuren dort drüben nicht von diesem Schwert stammen.
Sind sie von diesem hier?" Sie blickte ihn forschend an.
Duncan zuckte beifällig mit den Achseln.
"Sind Sie mit diesem Schwert auf den Mann losgegangen?" Langsam
wurde sie zornig. Der Fall lag eindeutig auf der Hand. MacLeod hatte Pierson
mit dem Schwert angegriffen und dann irgendwie niedergestreckt. Schwerter
gehörten nicht zur Ausstattung der Polizisten in England, noch in
den Vereinigten Staaten. "Sie könnten Ärger bekommen, Duncan.
Ist Ihnen das klar?"
Duncan riss empört die Augen auf und verlangte energisch sein Schwert
zurück.
Die Brünette zuckte mit den Achseln. "Ich kann es Ihnen nur
wiedergeben, wenn Sie mir versichern, das sich dieser Vorfall nicht wiederholen
wird. Natürlich müssen wir Mr. Pierson befragen und wenn er
uns versichern kann, daß sie ihn nicht ernsthaft verletzten wollten
und der Schnitt nicht von Ihrem Schwert stammt, können wir die Untersuchung
fallen lassen." Innerlich freute sie sich auf die Reaktion ihres
Kollegen, sie hatte schon Monate auf diese Gelegenheit gewartet, und nun
hatte sie ihn in der Position, die sie sich seit Wochen erträumte.
Er saß in der Falle und sie konnte sie zuschnappen lassen. Ganz
einfach.
Duncan starrte sie verächtlich an. "Was verlangen Sie?",
fragte er so freundlich wie möglich.
Die Brünette lächelte. "Ich will die Lebensgeschichte von
Duncan MacLeod vom Clan der MacLeod beim Abendessen erzählt bekommen
und wissen, welcher Unsterbliche sich hinter Pierson verbirgt."
Duncan schnaube angewidert. "Woher...?"
Die Frau warf ihm ein teuflisches Grinsen zu. "Ich nehme doch wohl
an, das Sie sich noch an eine gewisse Organisation erinnern können?!"
Duncan winkte ab. Jetzt war ihm alles klar. Diese Kleine hier gehörte
zu den Beobachtern, aber wo war ihre Tätowierung?
"Ich werde Ihnen nichts erzählen, und über diesen Pierson
müßten Sie doch viel besser informiert sein, als ich. Immerhin
hat er zwölf Jahre bei Ihnen gearbeitet."
Jetzt war es an ihr, verblüfft die Augen aufzureißen. Pierson
ein Wächter?! Das hätte man ihr doch sicherlich gesagt? Sicher
ein Irrtum, niemand wußte von ihrer Existenz. NIEMAND. Smith faßte
sich wieder und starrte dem Unsterblichen siegessicher in die Augen. "MacLeod,
Sie werden jetzt mit Pierson in die Zentrale fahren und ihn befragen,
verstanden?"
Der Highlander zuckte ob dem autoritären Ton in ihrer Stimme zusammen.
"Ja, Mam.", gab er kleinlaut von sich und trottete mit hängendem
Kopf in den Fahrstuhl. Nun würde er lieber die Klappe halten, ehe
sie noch jemanden von seinem kleinen Aussetzer berichten würde. Lieber
einmal einstecken, als seine Möglichkeiten durch sein obskures Verhalten
einzuschränken.
Dieses Miststück, fluchte Duncan im Fahrstuhl. Sie hatte doch tatsächlich
die Verfrohrenheit besessen, ihn anzuschnauzen, oder gar ihm zu drohen?
Das würde sie büßen. Wenn er ist mit Pierson fertig wäre,
würde sie dran glauben müssen. Er würde sie ganz langsam
töten und ihr Blut Shiva weihen. Duncan murmelte noch einige Verwünschungen
und Flüche auf die Agentin, ehe er Methos' gewaltigen Buzz spürte
und lächelnd hinten in das Auto einstieg. Er grinste Methos breit
an, zog seine Handfeuerwaffe, die er auf den ältesten Unsterblichen
gerichtet hielt, und befahl dem eben hinzugestiegenen Mann, auf das Revier
zu fahren.
Der Fahrer lächelte still vor sich hin, startete den Motor und fuhr
los. Aber er dachte nicht im Traum daran, das Polizeirevier anzusteuern.
Er hielt geradewegs auf das einsam außerhalb Londons gelegene Gemäuer
einer alten Burg zu. Er fuhr noch ein paarmal um den Block, um Arnalda
ein wenig mehr zeit zu geben. Sie hatten sich nach dem verlassen des Hotels
getrannt und Arnalda war losgezogen, um die benötigten Dinge zu besorgen.
Nach und nach füllten sich die Straßen und sie steckten in
einem ausgewachsenen Rush- Hour- Stau. Die Blechlawine bewegte sich nur
noch im Schneckentempo über die Straße undes dauerte gut eineinhalb
Stunden, wenn nicht noch länger, ehe sich der Stau löste.
Etwa zwei Stunden, nachdem sie das Hotel verlassen hatten, erreichten
sie ihren eigentlichen Zielort. Die Show konnte beginnen.
Duncan schien plötzlich bemerkt zu haben, das es sich bei dem dunklen
Gebäude nicht um die Polizeizentrale handelte. "Was ist hier
los?", fuhr er den Fahrer des Wagens an, als sich dieser zu ihnen
umdrehte und Duncan in die Brust schoß.
"Im Geiste habe ich
mir schon einen wunderbaren Fluchtplan ausgemalt. Danke, Connor!",
knurrte Methos verärgert, als ihm der Highlander die Handschellen
abnahm.
"Jaja, nörgelnd kannst du, wenn alles vorbei ist. Jetzt müssen
wir uns erstmal beeilen. Arnalda dürfte schon alles soweit vorbereitet
haben."
"Was vorbereitet?", fragte Methos verunsichert.
"Die Nataraja-Statue, des Feuer und so weiter... Komm, schon, wir
müssen Duncan in den Kreis bringen.", forderte Connor den verdutzt
dreinblickenden Methos auf.
Dieser folgte Connors Anweisung und zerrte den Highlander an den Füßen
aus dem Auto und ließ ihn absichtlich härter als notwendig
aufschlagen. Connor schenkte ihm einen fragenden Blick, erntete aber nur
ein unverständliches Gemurmel. Die beiden packten Duncan an den Füßen
und unter den Schultern und trugen ihn in die Umfriedung der alten Burg.
Dort hatte Arnalda schon alles vorbereitet.
Sie hatte einen großen Kreis aus einem gräulichen Pulver gestreut,
in den die beiden den toten Unsterblichen legten.
In der Mitte des Kreises stand die etwa eineinhalb Meter große Shiva-Nataraja
Statue, unter deren rechten Fuß sie Duncans Kopf positionierten.
Später würde Methos sich dann unter den linken Fuß legen,
der das Symbol der Erlösung darstellt.
Als die beiden soweit fertig waren, winkte Arnalda sie zu sich.
"Innerhalb des Kreises darf keinesfalls gesprochen werden, sonst
wird Shiva-Nataraja bei ihrem Tanz gestört.", flüsterte
sie ihnen zu.
"Methos, du mußt dich gleich unter den linken Fuß legen,
und dann darfst du dich auf keinen Fall bewegen oder sprechen. Hast Du
mich verstanden, auf keine Fall!", Arnalda wirkte sehr angespannt.
"Warum?", fragte Connor abwesend, sein Blick war auf Duncan
gerichtet, aber noch rührte er sich nicht.
"Weil der Kreis in diesem Augenblick das Chidambaram, das Zentrum
des Universums, darstellt. Ich werde jetzt das Feuer in ihre Hand setzten,
dann stellst du dich auf die rechte Seite der Statue, aber außerhalb
des Kreises, und ich mich auf die linke Seite, auch außerhalb des
Kreises.", sagte sie an Connor gewandt. "Methos, leg ihr noch
dein Tagebuch in eine Hand, ehe du dich hinlegst. Und nun los, Duncan
wird nicht mehr lange tot sein."
Die beiden Unsterblichen nickten Arnalda zu und taten, wie sie ihnen befohlen
hatten. Arnalda schritt vorsichtig in den Kreis und stellte das heilige
Feuer, welches sie vor zehn Minuten aus einem hinudistischen Tempel gestohlen
hatte, in die Hand der Göttinenstatue. Sie sprach ein kurzes Gebet
und verbeugte sich vor ihr. Dann schritt sie wieder aus dem Kreis und
stellte sich an ihre Position. Mittlerweile waren auch Connor und Methos
an ihren Positionen angelangt und blickten sie neugierig an. Arnalda nickte
ihnen aufmunternd zu und legte einen Finger auf ihre Lippen.
Nun sank sie langsam in die Knie und zündete das gräuliche Pulver,
aus dem der Kreis bestand, an.
Eine zischende Flamme rannte um den Kreis und entflammte das ganze Pulver.
Augenblicklich frischte der Wind auf und ein summender Ton erfüllte
die Nacht. Das heilige Feuer in Shivas Hand flackerte nervös auf
und wuchs. Es wanderte über den Kopf der Statur hinaus und breitete
sich über Duncan und Methos aus. Beide Gestalten wurden von einer
unsichtbaren Kraft angehoben und wie durch Geisterhand durchzuckten sie
Blitze. Das Summen verstärkte sich, und Arnalda begleitete es mit
einem berauschenden Lied. Sie sang klar und deutlich unverständliche
Worte in indisch. Ihre Stimme wurde immer lauter und das Feuer wiegte
sich im Rhythmus ihres Liedes. Duncan und Methos wurden weiter nach oben
gehoben, über den Kopf der Statur und drehten sich in einem kleinen
Kreis. Methos blickte sich ängstlich um, wagte aber nicht sich zu
bewegen oder zu sprechen. Plötzlich regte sich Duncan, ein Zucken
durchfuhr seinen Körper und er bäumte sich unter den ersten
Atemzügen auf. Ein Ruck ging durch die Statur und übertrug sich
über das Feuer auf die beiden Unsterblichen. Methos und Duncan verloren
augenblicklich das Bewußtsein, die kreisenden Bewegungen der Bewußtlosen
wurden schneller und der Kreisradius größer. Das Tagebuch entflammte
wie von Geisterhand und die Luft wurde von einem eigenartigen, nach Safran
riechenden Geruch erfüllt.
Arnaldas Augen flackerten und sie fiel in einen tranceartigen Zustand.Sie
wog sich in der Luft und tanzte einen irrationalen Tanz. Das Blaue Feuer
sprang nun auch auf Connor, der die ganze Zeit wie hypnotisiert auf die
schwebenden Unsterblichen gestarrt hatte, über. Die Glieder der Schwebenden
zuckten unkontrolliert umher.
Plötzlich wurden die Drehbewegungen schneller, Duncan und Methos
wurden noch höher gehoben, Arnalda und Connor streckten flehend die
Arme zum Himmel und Methos Tagebuch verpuffte.
Die beiden in die Höhe gehoben Unsterblichen wurden in entgegengesetzte
Richtungen geschleudert und landeten krachend im Gebüsch bzw. an
einer Mauer, die unter Duncans Aufprall zusammenbrach. Connor und Arnalda
sackten in sich zusammen und fielen zu Boden, die Nataraja-Statue zersprang
mit einem lauten Knall in tausend Teile und das Geräusch legte sich
langsam. Das einzige, was zurück blieb, war der Safrangeruch.
Minuten später erwachte Arnalda aus ihrer Trance und blickte gehetzt
in die Runde. Methos räckelte sich im Gebüsch und fluchte irgendetwas.
Connor setzte sich auf. In der kalten Nachtluft dampfte er, ähnlich
wie Duncan, der sich aus dem Geröll der Mauer befreite und völlig
verdattert auf den Kreis zugestolpert kam. Er setzte sich Connor gegenüber
und fragte verwirrt. "Wo bin ich?"
Connor lächelte erleichtert und rief Arnalda zu. "Ich glaube,
du hast es geschafft, Arny."
Die Angesprochene erhob sich mühsam, klopfte den Staub aus ihren
Kleidern und ging um den Kreis, auf die beiden Clanbrüder zu. Sie
setzte sich neben Duncan und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Sie
haben uns ganz schön auf Trab gehalten, Mr. MacLeod."
"Ja,", knurrte Methos, der sich nur mit Mühe von dem Gebüsch
befreit hatte, "das kannst du laut sagen. Du bist mir mindestens
dreißig Kästen Bier schuldig, wenn du das alles wieder gut
machen willst." Methos deutete auf Arnalda und Duncan. Wen er nun
wirklich damit meinte, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Die Brünette erhob
sich von ihrem Beobachtungsplatz und fluchte leise vor sich hin. Ihre
Organisation mußte sich etwas besseres einfallen lassen, um an die
Geheimnisse des Mannes zu kommen. Etwas viel besseres.
Ende
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